Die schönsten Gebete des Christentums

Die schönsten Gebete des Christentums. Wie im Himmel so auf Erden. Hgg von Katharina Schridde, 2. Aufl. 2013, ISBN 9783451064050

Beten kann man natürlich spontan – es ist ja ein wunderbares Privileg aller Gotteskinder, dass sie ihrem Vater im Himmel alles sagen können, was ihnen auf dem Herzen liegt. Als Jesu Jünger ihren Herrn einmal baten, er möge sie doch im Beten unterweisen, gab er ihnen interessanter Weise eine feste Form. So sollt ihr beten: Vater unser im Himmel …; Jesus stellte sich und seine Jünger damit in die jüdische Tradition, die neben dem freien Gebet „wie mit einem Freund“ (Teresa von Avila), oder dem einfachen Stoßgebet, das wohl jeder kennt, immer schon auch das geformte Gebet praktizierte – man denke nur an die Psalmen. In ihrem kleinen Büchlein hat Katharina Schridde viele solcher vorgeformten Gebete aus allen Jahrhunderten zusammengetragen. Der Aufbau des Buches folgt dabei dem Vater Unser als thematisches Gliederungsprinzip. Von „Christlichen Grundgebeten“ wie dem Psalm 23, neutestamentlichen Gebeten aber auch dem Glaubensbekenntnis als Gebetsvorschlag geht sie über zu Gebeten während des Tages (Morgen-, Mittags-, Abend- und Tischgebete). Es folgen Lob, Dank und Gebete der Hingabe. Mit der Bitte um das tägliches Brot werden Bittgebete vorgestellt. Es folgten Gebete um Umkehr und Vergebung, und Gebete um Beistand und Rettung in Krankheit, Angst und Trauer. Den Abschluss bilden Gebete „zur Feier des Heils“ , was sich am Kirchenjahr orientiert (Adventszeit, Weihnachten, Passionszeit, Ostern, Pfingsten. Als letztes begegnen dem Leser eine Reihe Mariengebete. Mit Gebeten zu Maria wird man zumindest als Protestant seine Schwierigkeiten haben, aber man muss sie ja nicht für sich übernehmen. Immerhin zeugt die Aufnahme in diese Sammlung von einer ökumenischen Weite der Herausgeberin, die laut Klappentext selbst übrigens einer evangelischen Kommunität angehört.
Neben den schon genannten Grundtexten begegnen in der Sammlung auch „Klassiker“ wie Luthers Morgen- und Abendsegen, Augustins Abendgebet (unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet in dir…), neuerdings wiederentdeckte Perlen wie das Gebet des hl. Klaus von Flüe (Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir…). Darüber hinaus werden viele weniger bekannte, aber entdeckenswerte und inspirierende Gebete von Ambrosia und Bonhoeffer bis zu Zinzendorf vorgestellt.
Überhaupt liest sich das Autorenverzeichnis wie das Who is who der Christenheit – Erasmus, Calvin, Matthias Claudius, Eichendorff, Theodor Fontane, Charles de Foucault, Franz von Assisi, Paul Gerhardt, Martin Luther, Thomas von Aquin, Jörg Zink, Anselm von Canterbury, um nur einige in willkürlicher Reihenfolge zu nennen.
Mit „Die schönsten Gebete des Christentums.“ erhält der Leser alles in allem eine gelungene Sammlung an Gebeten passend zu den unterschiedlichsten Situationen des Lebens. Die Zielgruppe dürfte dabei eher beim erwachsenen Beter zu sehen sein. Wer Vorschläge für das Gebet mit Kindern sucht, dürfte mit einem anderen Buch besser beraten sein.