Weltbeweger. Jesus – wer ist dieser Mensch?

Weltbewegend. Jesus – wer ist dieser Mensch? John Ortberg; 2013.

Jesus-Bücher gibt es viele. Das Besondere an diesem Buch des Kalifornischen Pastors John Ortberg ist, dass er sich der Person Jesu über dessen einzigartiger Wirkung in der Geschichte annähert. Jesu Einfluss auf die Menschheitsgeschichte ist unvergleichlich – darin sind sich auch Historiker einig, die in Ortbergs Buch immer wieder zu Wort kommen.
Allerdings sind viele dieser Wirkungen uns HEUTE so vertraut, dass wir sie gar nicht als etwas Besonders mehr bemerken, sondern sie für selbstverständlich halten.
John Ortberg versucht – wie ich finde erfolgreich – dem Leser einen frischen Blick auf dieses scheinbar selbstverständliche zu ermöglichen. Er tut es, indem er immer wieder die Welt vor und außerhalb von Jesus vergleicht mit dem, was Jesus selbst gesagt, gelehrt und getan hat.
Der Leser erhält immer wieder erstaunliche Einblicke in die Welt der Antike und somit auch auf das Besondere, wofür Jesus steht. Ergänzt wird dies durch zahlreiche Hinweise, wie sich Jesu Wirkung über seine Nachfolger fortsetzte – bis heute. Die unantastbare Würde jedes Menschen unabhängig von Alter und Leistungsfähigkeit, die praktisch weltweite Anerkennung von Menschenrechten, die Abschaffung der Gladiatorenspiele und der Sklaverei, die Einrichtung von Krankenhäusern, Bildung für alle, überall ist Jesu Einfluss deutlich – vieles wäre ohne ihn wohl nicht einmal denkbar gewesen.
Ergänzt wird die Darstellung durch viele persönliche Geschichten, Zitate und Anekdoten – von Prominenten, von denen wohl jeder schon mal gehört hat, wie Kaiser Augustus, Martin Luther und Woody Allen („Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn’s passiert.“) bis hin zu „Max und Esther“, einem fiktiven Paar auf einem Eheseminar. Einige zitierte Personen dürften wohl nur in Amerika bekannt sein – eine gewisse Schwäche des Buches, allerdings wird man Ortberg das nicht zum Vorwurf machen können: er ist Amerikaner.
Ortberg endet mit einer Betrachtung dessen, was Karfreitag am Kreuz, was Ostersonntag und was am Samstag dazwischen geschehen ist und inwiefern durch Jesus „der Himmel auf die Erde“ gekommen ist: dass Jesus sein Leben freiwillig gab für andere, dass er zum Dreh- und Angelpunkt der Weltgeschichte wurde und dass wir in ihm die Hoffnung auf eine Auferstehung vom Tod haben.
In seinem Schlusswort lädt Ortberg den Leser ein, zumindest versuchsweise Jesus nachzufolgen und ein Schüler von Jesus zu sein. Das ist eine Einladung zum Glauben an und zu einem Leben mit Jesus.
Hier stellte sich mir die Frage nach der Zielgruppe des Buches. Jemand, der noch gar nicht glaubt, wird wohl kaum danach suchen und in der „normalen“ Buchhandlung wohl auch kaum darauf stoßen. Obwohl – wer kann schon sagen, wie die Wege Gottes im Einzelfall sind? Denkbar auch, dass christliche Freunde jemandem das Buch geben, weil sie ahnen, es könnte genau das richtige für ihn oder sie sein. Auf jeden Fall enthält es auch viele Informationen und anregende Gedanken zum Weiterdenken. Gedanken, die es auch und gerade für Menschen interessant machen sollte, die sich selbst als Christen verstehen. Ein gewisses geschichtliches und theologisches Interesse sollte man allerdings mitbringen, um das Buch für sich mit Gewinn zu lesen. Es ist bei aller Informationsfülle aber durchaus unterhaltsam geschrieben, und auch ich als Pastor habe vieles entdeckt, was mir nicht oder nicht so bewusst war.